"Herrenlose" Gepäckstücke

28 08 2006

„Wir bitten Sie, auf ihr Gepäck zu achten und herrenlose Gepäckstücke dem Zugbegleiter oder der Polizei zu melden“ – diesen Satz kriege ich in Hamburg in den vergangenen Wochen inflationär häufig zu hören und auf den Displays zu lesen. Neuerdings kommt die Ansage auch bei Fahrten mit dem Regionalexpress zwischen kleinen Orten wie Bützow und anderen ostdeutschen Käffern. Als ob ein Terrorist in einem Drei-Wagen-Zug in der Pampa eine Bombe detonieren lassen würde.

Dient diese – in meinen Augen – Panikmache einer höheren Sicherheit? Fühlt sich irgend jemand sicherer, wenn er ständig an die Möglichkeit erinnert wird, dass permanent irgendwo jemand einen Anschlag verüben könnte? Wohlgemerkt könnte… Wahrscheinlicher ist, dass sich künftig sehr viel häufiger Sprengstoffkommandos eher mit Abfallbeseitigung als mit ihrem eigentlichen Job beschäftigen werden. Überhaupt: Die vielen tollen Überwachungs-Kameras, die mich im Regelfall nur beim Popeln filmen – werfen die sich mutig zwischen mich und der explodierenden Bombe oder beschützen mich bei einem Überfall?

Wenn wir schon Trends aus den USA übernehmen, dann auch gleich ein wie drüben, das dann aber nie auf „Status Grün“ stehen darf, schließlich müssen ja alle wachsam sein.

Und dann noch einmal Off-Topic: Warum regnet es eigentlich immer, wenn ich nach Hamburg zurückkomme?




Rucksack, Handy und Jacke…

28 09 2005

Erlebnis in der Londoner U-Bahn, wegen einer zu warmen Jacke und eines Rucksacks… beängstigend. Da fühlt man sich doch gleich sicherer…




Hoffentlich nur Pausenbrote im Rucksack

25 08 2005

Vor 'ner Stunde wies mich der Mitbewohner darauf hin (mein Ticker war bereits im Feierabend), dass 1.000 Polizisten in der Hamburger Innenstadt gerade nach „drei möglichen Verdächtigen aus dem arabischen Raum“ fahnden und in der Innenstadt gerade fast nichts mehr geht. Dann doch noch mal nachgeschaut – wunderschön ist das Zitat aus der ddp-Meldung von Polizei-Vizepräsident Michael Daleki:

„Wir hoffen, dass sie nur Pausenbrote im Rucksack hatten“

In dem Fall sollen sich die drei Kumpels einfach melden, übrigens entsprach einer der drei Verdächtigen dem „Klischee des klassischen Islamisten“ – auch eine wunderbare Wortkreation. Den ganze Trubel hätten sich übrigens Polizei, Innensenatur und klassischer Klischee-Islamist sparen können, wenn die Araber für Pausenbrote folgendes Aufbewahrungs-Utensil verwendet hätten.

Ansonsten: What a Day – Ich könnte noch bestimmt drei Stunden hier so vor mich hinwerkeln, aber irgendwann muss auch mal Feierabend sein – und zwar jetzt. Seit heute Morgen um zehn waren hier überwiegend unerfreuliche und stupide Arbeiten zu verrichten, mehrere Kollegen krank oder in Urlaub, überraschend ist noch eine Psephos-Wahlumfrage von Hamburg Journal, 90,3 und Abendblatt aufgetaucht, die wir am Freitag ab 17 Uhr nicht länger der Öffentlichkeit vorenthalten wollen – von mir gibt's dazu erstmal nur ne tolle Nullaussage: Es bleibt spannend. So oder so.

Und dass es jetzt draußen regnet und zusätzlich die Handy-Netze von eplus und Vodaphone nicht funktionieren, hängt bestimmt auch mit dem neuen Terror in Hamburg zusammen – ich mach mich auf den Heimweg und wünsche eine gesegnete Nacht.

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Sensationsjournalismus?

7 07 2005

Meinungsverschiedenheit über die Berichterstattung von BBC und Tagesschau beim Londoner Anschlag.

Kai kritisiert bei Status6 die Idee der BBC, dass Augenzeugen Kommentare, Bilder und Videos einsenden können und überschreibt seinen Artikel mit folgender Überschrift:

Explosionen in London – Notfallplan läuft – Presse trickst

Weiter unten in seinem Text führt er seine Auffassung weiter aus:

Interessant ist, auf welche Art und Weise die Presse versucht, an jede noch so kleine Information zu kommen. Duch den aktivierten „Notfallplan“ gibt es bis auf weiteres eine Sperrzone um die Anschlagsorte – diese gilt ebenso für Pressevertreter. Um trotz dieser Sperre berichten zu können hat der BBC eine Telefonnummer eingerichtet, unter der sich direkt Betroffene zurückrufen lassen können…

Vorhin haben wir noch einmal darüber via Skype gechattet, und Kai denkt, dass es sich bei der BBC-Idee um Sensations-Journalismus handelt. Nebenbei, auch die Tagesschau hatte einen ähnlichen Aufruf gestartet.

Meine Auffassung ist eine andere – Betroffenen, Augenzeugen und Interessierten wird so eine Möglichkeit geboten, ihre Gedanken und Gefühle mit anderen zu teilen, das Grauen verständlicher zu machen. Ein entscheidender Punkt ist auch, dass die Menschen sich freiwillig anderen mitteilen und ihre Geschichte erzählen. Kai hält aber auch das für Sensationsjournalismus.

Ich finde es interessant, hier eine mir so fremde Meinung von einem Freund zu lesen, ich bewerte die Situation ganz anders. Kai als Rettungsdienstler erlebt tagtäglich die „düstere Seite“ des Journalismus von der anderen Seite und ist ganz anders sensibilisiert, dennoch erstaunlich. Was ich schlimm finde, ist die u. a. bei NTV gesehene Methode, Überlebenden ein Mikro vor die Nase zu stellen und einfach draufzuhalten.

Auf die Frage, wie Journalismus solchen Ereignissen denn begegnen soll, hat Kai folgendes geschrieben:

Journalismus hinterfragt, recherchiert und trägt Einzelinformationen zusammen. Ver- und bewertet diese dann, um sie in einem übersichtlichen und verständlichem Ganzen zu präsentieren. Deshalb ist in Situationen wie z. B. diesen Anschlägen heute oder damals in Madrid oder NYC ein „echter Journalismus“ in der Stunde“Null“ gar nicht möglich. In dieser Zeit (Wie heute auf ALLEN Sendern gesehen) wird nur stur „draufgehalten“ und ein wenig „kommentiert“… Es werden Informationen gesucht und gesammelt – was dann daraus gezaubert wird ist wichtig. Aber in der „Stunde Null“ gleich (unkommeniert und ohne Rückfragen) Betroffene Geschichen erzählen zu lassen, führt nur dazu, dass es sieben statt vier Explosonen sind und „werweisswieviele“ Tote und Verletzte…

Mal abgesehen davon, dass die Antwort schwammig ist ;-) halte ich die BBC-Methode für genau das, was Kai fordert – nicht nur stures Draufhalten, sondern recherchieren, Informationen zusammensammeln, Verbindungen schaffen, Netzwerke aufbauen, ein Forum bieten. Diese Meinungen nur grob zu filtern und minimal redaktionell zu bearbeiten, ist ein journalistisches Mittel, dass ich in solchen Fällen ausdrücklich begrüße.

Da auch Medienanstalten nur von normalen Menschen betrieben werden, kann über so eine chaotische Situation wie einen Terroranschlag nur in ganz geringem Maße geordnet berichtet werden. Die gesammelten Eindrücke werden idealerweise im Laufe der Zeit dann zu dem, was Kai oben fordert. Was denken die Mitlesenden?




Notfall-Template beim Spiegel

7 07 2005

Gerade gesehen, der Spiegel scheint ein neues Notfall-Template für Terror-Situationen zu haben, zumindest ist mir das vorher noch nicht aufgefallen…. Keine Teaserbilder, nur wenige Front-Geschichten:

Notfall-Template beim Spiegel

und die übrigen Rubriken unten an der Seite verlinkt.

Spiegel-Notfall-Template

Sieht sinnvoll aus – gab es das schon zu Madrid-Zeiten?