Nächtliche Koalitionsgespräche – nur warum?

7 10 2005

Sonntagabend wollen sich Schröder, Merkel und Co. zu weiteren Gesprächen zusammensetzen – wie ich im Radio hörte, sollen die Verhandlungen notfalls „bis in die Nacht“ laufen. Ist das alles nur Mediendramaturgie, damit am Montag behauptet werden kann, dass nach „zähen und aufreibenden Verhandlungen“ schließlich ein „konsenzfähiger Kompromiss“ gefunden werden konnte, den „alle Partner als zufriedenstellend“ bezeichnen konnten? Schließlich habe der Souverän (als die Wähler) ja schließlich einen Auftrag gegeben, blah, blah, blah…

Wenn _ich_ deren Situation wäre, hätte ich mich schön nach dem Sonntagsfrühstück zum Brunchen verabredet, und wenn es länger gedauert hätte, hätte man abends um zehn die Ergebnisse verkünden können, und am nächsten Tag wären die Pressekonferenzen für die Kandidaten auch ausgeschlafen zu meistern gewesen. Und die Zeitungen hätten für die Kommentare auch ein wenig mehr Stoff. So müssen jetzt alle mal wieder mit ganz vielen Wenns und Danns und Fragezeichen arbeiten, auch unbefriedigend. Aber mich fragt ja keiner.

Eine Bekannte hat heute übrigens einen Außenminister Schröder ausgeschlossen, das würde ihrer Meinung nach Doris gar nicht gestatten, schließlich habe die Dame bereits immer Familienwerte propagiert und ein Papi auf Achse sei nicht gut für Töchteren Viktoria.

NACHTRAG: Lese gerade, Herr Knuewer hat sich schon vor mir mit symbolischer Politik beschäftigt.




Führung durch das Tamm-Institut

23 09 2005

Meike hätte eine gute BDM-Führerin sein können. – zum Glück hat sie die „Gnade der späten Geburt“ gerettet. Lesenswert. Beängstigend. Mit U-Boot-Kommandanten. Und Notarzt. Und Uniformen. Fotografieren war leider verboten.

Es waren so um die 10 Tamm-Tamms da, eine Gruppe älterer Herrschaften ab 50+, der U-Boot-Kommandeur und ein Mann, der unter dem Kommandeur einst auf dem U-Boot gedient hat. Frau Müller, die Führerin, machte einen angespannten Eindruck. Fotografieren sei neuerdings verboten, man habe schlechte Erfahrungen gemacht. Besucher hätten Bilder ins Internet gestellt, und nun dürfe eben nicht mehr fotografiert werden. Sie führte uns durch das erste Zimmer mit den Containerschiffen und der „Marine-Malerei“.

Wer mit dem Namen „Peter Tamm“ nichts anfangen kann: Meike beschäftigt sich schon länger mit dem fragwürdigen Plan von Peter Tamm, ein Museum in der Hafencity zu errichten:

Offiziell trägt das Museum den Titel „Internationales Schifffahrts- und Meeresmuseum Peter Tamm“. Peter Tamms Sammlung zeichnet aber nicht – wie der Name vermuten lässt – die Geschichte der zivilen Handelsschifffahrt oder des Lebensraumes Meer nach. Im Gegenteil: Der Großteil der Exponate steht in Zusammenhang mit militärischen Auseinandersetzungen, U-Boot-Kriegen, blutigen kolonialen Eroberungszügen. Zu Tamms Sammlung gehören Devotionalien verurteilter Nazi-Kriegsverbrecher. Beispiel: Tamm stellt die
Großadmiralsstäbe (übersät mit Hakenkreuzen) von Hitlers Marine-Oberbefehlshabern Raeder und Dönitz aus. Beide wurden 1946 in Nürnberg als Kriegsverbrecher verurteilt . Die Stäbe und alle
anderen Exponate sind in Tamms privatem „Institut“ an der Elbchaussee 277 zu besichtigen. Peter Tamm besitzt eine Reihe von Militär-Verlagen.

Tamm ist sehr stark mit dem Springer-Konzern verbunden:

(…)
Ende der 50er Jahre expandierte der Konzern und kaufte sich in die Berliner Ullstein-AG ein. Zum Geschäftsführer des Berliner Verlages ernannte Springer den Abendblatt-Redakteur Peter Tamm. Zwei Jahre später kam Tamm nach Hamburg zurück und wurde Bild-Verlagsleiter. Unter seiner Ägide überschritt die Auflage von Bild erstmalig die 5-Millionen-Grenze. 1964 wechselte Tamm in die Berliner Springer-Zentrale. 1968 wurde diese im Rahmen der Studentenrevolte besetzt. Auf Tamms Geheiß prügelten mit Knüppel bewaffnete Drucker und Polizisten mit Schlagstöcken auf die Studenten ein. Dieser von Tamm inszenierte Abwehrkampf beeindruckte Axel Springer dermaßen, dass der Firmenpatriarch seinen Berliner Statthalter umgehend zum allein zeichnungsberechtigten Geschäftsführer der Axel Springer Verlag GmbH ernannte.
(…)

Tamms Springer-Connection funktioniert auch noch fast 15 Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen. Dem pensionierten Top-Manager und passionierten Sammler von Marine-Militaria aller Art gelang es, vom Hamburger Senat 30 Mio., € zur Errichtung des „Internationalen Schifffahrts- und Meeresmuseum Peter Tamm“ zu erhalten. Dieser Deal wurde von der damaligen Kultursenatorin Dana Horáková (parteilos) eingeleitet – sie war unter Tamm Chefin der Bild-Kulturredaktion. Dessen Museumsprojekt wird von Friedensgruppen wegen der kriegsverherrlichenden Darstellung und vor allem der Ansammlung von NS-Insignien, die bereits jetzt in seiner Privatvilla an der Elbchaussee zur Schau gestellt werden, kritisiert. Bei der Grundsteinlegung des künftigen Museums am 14. Juni 2005 in der Hamburger Speicherstadt wurde eine Ausgabe der Bild-Zeitung eingemauert – als Symbol für die Verbundenheit Tamms mit dem Springer-Blatt.

Um es mal vorsichtig zu formulieren: Es ist sehr wahrscheinlich, dass Herr Tamm ein extrem rechtslastiges Gedankengut pflegt. Ob das Museum im Gegensatz zur jetzigen Ausstellung die Vergangenheit kritischer aufarbeiten wird, wage ich mal zu bezweifeln.

Wenn jemand einfach nur Pressemitteilungen übernimmt, liest sich das dann übrigens so – klingt doch nett, oder?

Ach, und Meike, ich hab gerade gesehen, dass es bei der wikipedia noch keinen Eintrag zu Herrn Tamm gab, wäre das nicht mal eine Aktion?




Patrice bei N-JOY

22 09 2005

Bearbeite gerade die Bilder vom N-JOY Soundfiles Konzert von Patrice … extrem angenehme Musik und völlig zugekiffte Musiker…. mehr Bilder bald.
Patrice




These Boots aren’t made for Walking…

20 09 2005

Jetzt kann ich es ja sagen… bei allen Konzerten, die ich bisher fotografiert habe, hab ich versucht, auch jeweils Bilder von den Schuhen der Interpreten zu bekommen. Irgendwann bau ich daraus noch mal ne flickr-Galerie oder mach ne Ausstellung und werde berühmt. Heute auf der Nachmittags-Konferenz kam einem NDR 2 Moderatoren die Idee, zur laufenden Schuhmesse in Düsseldorf ein Schuhquiz zu veranstalten und der kannte meine Bilder auch. Die wahren Perlen warten aber weiterhin auf den richtigen Augenblick…
Schuhe von ... nein, ich sag es nicht.

Disclaimer: Nein, ich habe keinen Schuh-Fetisch oder so, und das, obwohl mir meine Mutter zum Geburtstag dieses Buch geschenkt hat…




Mitschrift der Elefantenrunde

19 09 2005

Ich hab es ja leider nur im Radio verfolgen können, aber hier gibt es die Elefantenrunde mit Rampensau Schröder zum Nachlesen ;o) – und im Ernst: Angucken kann man sich das Stück Fernsehgeschichte bei der Tagesschau. (gesehen in einem Kommentar von Falk bei lumma.de

UPDATE: Ich sehe es an den Suchergebnissen, Interesse ist da – lautgeben.de hat die echte Mitschrift.




Bild des Tages…

19 09 2005

Gerade von einer Kollegin per Mail bekommen:
Bild des Tages vermutlich dpa, ich geb




Blog4Berlin.de gibt es nicht mehr?

13 09 2005

Das ist ja herrlich, hat die CSU nen Rückzieher gemacht? (EDIT: Seite ist wieder da… s. u.) Das Blog4Berlin.de redirected derzeit ins Leere (bzw. auf die Twoday-Startseite) und auch die Verlinkung auf der CSU-Seite ist verschwunden… Nochmal zur Erinnerung: Auf der Seite hat die CSU angekündigt, Wähler vollzuspammen

UPDATE: Kommando zurück – soeben ist die Seite wieder erreichbar. Ich warte aber noch auf eine Stellungnahme der CSU zu der Aktion. Bei twoday.net habe ich auch angerufen, nach Aussage von dessen Pressesprecher kennen weder die Aktion noch den speziellen Blog.

UPDATE 2: Jetzt ist es auch wieder auf der CSU-Seite verlinkt.

Nico hat die Deaktivierung sogar dokumentiert – wenn ich jetzt Paranoiker wäre, würd‘ ich ’ne Verbindung zwischen Deaktivierung und meinem Anruf dort suchen… mal schauen.

UPDATE 3: Ebenfalls bei Nico gesehen: ZDNET hat auch etwas zu der Aktion geschrieben (leicht gekürzt):


Protest gegen Söders Internetreklame im CSU-Blog

Leser bezeichnen geplante Kampagne als „rechtswidrig“ und „kriminell“

CSU-Generalsekretär Markus Söder stößt mit seinem Plan zur Versendung von 250.000 Wahlreklame-E-Mails und einer Stoiber-Handybotschaft auf heftige Kritik im Internet-Blog seiner Partei. Viele Leser geißeln die Aktion auf der von der CSU selbst ins Netz gestellten Seite www.blog4berlin.de als „rechtswidrig“ und sogar „kriminell“.

Die Aktion ist Teil einer „Hundert-Stunden-Kampagne“ der CSU, die Söder an diesem Mittwoch starten will. Die Stoiber-Telefonbotschaft soll sich laut Pressemitteilung der Firma Plan Net zu einer „Lawine“ entwickeln – denn die Empfänger erhalten kurz nach dem Anruf auch noch eine SMS von der CSU mit der Aufforderung, die Stoiber-Worte an Freunde und Bekannte weiterzuleiten.

Noch’n Update: Inzwischen ist das Thema durchgefrühstückt, denke ich. Bei TZ online gibt es noch ne schöne Zusammenfassung, was uns erwarten soll, ich warte noch den Rückruf von der CSU ab, mal schauen, ob der noch was Erhellendes bringt. Und was den Tag über so passierte, gibt es bei lautgeben.de

Und ein letztes Mal, bevor wir zu den ersten Reaktionen kommen – die CSU hat sich bislang nicht zurück gemeldet, aber felix schwenzel hat die originale Pressemitteilung von plan.net zur Kampagne aufgetrieben.




CDU/CSU-Spam – Cold Calls nicht legal

13 09 2005

Die CSU will mal modern wahlkämpfen und plant, per Tonaufnahme Wählern Eddi Stoiber auf’s Handy zu bringen. Außerdem plant die Partei, „bis zu 300.000 E-Mails“ mit Wahlwerbung zu verschicken. Auf dem auf der CSU-Seite verlinkten Blog4Berlin kündigen die modernen Wahlkämpfer an:

Die CSU setzt in der Schlussphase neben Plakatierungen und Kundgebungen vor allem auf moderne Wahl-Werbung. So sollen bis zu 300.000 E-Mails und mehrere tausend Voice-Mails, bei denen sich per Tonbandansage Edmund Stoiber auf Handys zu Wort meldet gerade Jungwähler ansprechen und zum Wählen motivieren. Die CSU setzt dieses Konzept, das zuletzt in England und den USA erfolgreich war zum ersten Mal ein. Generalsekretär Markus Söder hofft, dass möglichst viele Empfänger der Handy-Nachrichten den Wahlaufruf weiterleiten. Einmal in Gang gesetzt, setzt sich das Konzept von selbst fort.

Hamburgs Ex-Innensenator Ronald Barnabas Schill hat das vor einigen Jahren in Hamburg auch mal gemacht, Alexander vom wortfeld.de hatte sich damals die Mühe gemacht, die rechtliche Situation zu beleuchten:

Eine Anfrage an eine telekommunikationsrechtliche Mailingliste, die dankenswerterweise sehr ausführlich beantwortet wurde, ergab jetzt einen Hinweis auf Artikel 13, Absatz 1 der EG-Datenschutzrichtlinie für elektronische Kommunikation (2002/58/EG). Demnach darf die “Verwendung von automatischen Anrufsystemen (…) für die Zwecke der Direktwerbung (…) nur bei vorheriger Einwilligung der Teilnehmer gestattet werden”. Auch Wahlwerbung fällt darunter.

Zur Erinnerung: Richtlinien sind an die Mitgliedstaaten gerichtet und müssen von diesen in nationales Recht umgesetzt werden. Die Umsetzungsfrist ist jedoch bereits am 1.11.03 abgelaufen, ein Vertragsverletzungsverfahren unter anderem gegen Deutschland läuft bereits.

Sprich: So genannte Cold Calls sind in Deutschland nicht legal (juristisch vermutlich eine Ordnungswidrigkeit(?)). Allerdings habe ich nirgendwo gelesen, dass Herr Schill oder seine Partei sich für die Anrufe verantworten mussten. Vermutlich spekuliert die CSU darauf, dass niemand sich drum kümmert und die Menschen eher auflegen.

(via spreeblick.com, wirres.net und lumma.de)




Trusted Computing Video

12 09 2005

Gerade im medienrauschen gefunden: Ein extrem ästhetisch beeindruckendes Video, das sich mit dem Thema TCPA/Trusted Computing beschäftigt.




SPD in Hamburg im Aufwind

9 09 2005

Und wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo der Schröder her… billig, aber vermutlich wahr. Ich hab heute den Tag über die neueste Umfrage ins Netz gestellt und wundere mich doch. Wie auch im Bundestrend legt die SPD zu – nach unserer Umfrage hat das TV-Duell hier so etwas wie eine Trendwende eingeläutet.
Psephos-Umfrage für Hamburg (c) NDR

Interessant finde ich die Tatsache, dass die kommende Bundestagswahl von den Wählern offenbar nicht mit der Hamburger Politik in Verbindung gebracht wird und für 76 % der Befragten Bundesthemen dominieren.
Sonntagsfrage Bürgerschaftswahl (c) NDR
Auch wenn derzeit alle Parteien mantrisch die „Große“ ablehnen, derzeit sieht es verdammt danach aus. Nach dem, was ich aus den Programmen rauslese, dürfte das aber mehr ein Zetern und Morden werden als ein effektives Regieren. Schröder wird sich dann ja von der Regierungsbank verabschieden, hat aber doch geschafft, was ich kaum für möglich gehalten hatte: Mit einem nahezu rein reaktiven Wahlkampf ohne eigene Themen die SPD in eine starke Opposition bzw. eine starke Juniorpartnerschaft zu retten.