Oben genanntes Getränk sollte man im ufa-Kino am Gänsemarkt besser schon während des Filmes reklamieren, wenn man nicht um Leib und Leben fürchten will. Marco kauft ja immer alles an Lebensmitteln, was er noch nicht kennt und kein Kokos als Zutat hat – heute zum Popcorn-Kino „Blade Trinity“ im ufa-Palast am Gänsemarkt also Bier mit Schraubverschluss und Tequilla-Geschmack. Zwei Flaschen, eines für mich, und eine für meine Begleitung. Deren Ehemann ist ein Anhänger des Programmkinos und guckt vornehmlich vietnamesische Filme im Original, aber nur, wenn sie ohne Untertitel sind. Und sie wollte zur Abwechslung mal Popcorn-Kino und für Vampire bin ich ja immer zu haben.
Aber ich schweife ab – der Schraubverschluss. Nach 15 Minuten Film wollte ich das zweite Schraubverschluss-Bier öffnen, stellte aber fest, dass der Verschluss wohl eine Montags-Produktion war, drehte sich zwar, ging aber nicht ab. Dann halt kein Bier. Ungefähr 2335 tote Vampire später will ich das noch komplett befüllte und nicht zu öffnende Bier (das es im übrigen auch nur dort gibt) gegen Geld bzw. ein neues Getränk umtauschen. Geht nicht, sagt ein pampiger Mitarbeiter am Verkaufsstand. Hätte ich gleich beim ersten Fehlversuch während des Filmes reklamieren müssen, außerdem sei das nicht seine Kasse gewesen. Mein Einwand, dass bestimmt niemand den Film für mich angehalten hätte, ignoriert er, und wendet sich den Besuchern hinter mir zu – für ihn scheint die Sache erledigt. Nicht jedoch für meine Begleitung, die ein wenig aggressiver reagiert als ich und auch in dem internen Ablaufplan für solche Situationen schon einen Schritt weiter ist als ich. Sie passt ihren Ton dem des Mitarbeiters an, beharrt noch einmal auf den Umtausch und verlangt dann, einen Vorgesetzten zu sprechen.
Er verweist auf seine Kollegin vorn an der Hauptkasse (mit der er allein den Betrieb aufrecht erhält – mir tun die Wartenden in der Schlange bereits leid…), und wendet sich dann mit einem schon leicht gebrüllten „Ich habe Kunden“ ab, während meine Arbeitskollegin noch mit ihm redet (keift trifft es besser). Sie ist erbost über die fehlende Aufmerksamkeit und tuschelt an mich gerichtet: „Was für ein Arschloch!“ Der so titulierte hat das nicht überhört, vergis
st seine Pflichten und schreit sie an: „Was hast du gesagt? Sag das noch mal!“ (immer lauter, immer häufiger), später „Willst du, dass du hier Hausverbot bekommst, ich hol den Sicherheitsdienst“ usw. – sie versucht jetzt zu deeskalieren, ich beginne innerlich zu grinsen. Insbesondere, dass meine Kollegin weiterhin siezt, er inzwischen bereits duzt. Nehme sie, gehe zu der vorhin genannten Kollegin, erkläre ihr den Vorfall, sie reagiert professionell. Kann aber auch nichts machen, denn die Kasse stünde unter seiner Obhut, sie redet mit ihm. Er weigert sich weiterhin, mir die gezahlten 2,80 Euro zu geben. Sie versucht vergeblich, die nächsthöhere Vorgesetzte zu erreichen, redet noch einmal mit ihm. Inzwischen ist die Schlange für die 23-Uhr-Vorstellung recht ansehnlich. Nach einer kurzen Weile kommt der Choleriker auf mich zu, pfeffert mir 2,80 auf den Tisch. Auf einer Distanz von weniger als einen Meter (in der amerikanischen Literatur wird so etwas glaube ich als „Stand Out“ bezeichnet) entfacht sich folgender Dialog:
Er: Und passen Sie das nächste Mal auf ihre Wortwahl auf!
Ich: Auf meine Wortwahl?
Er: Auf die ihrer Frau! Sonst …
Ich: Das ist nicht meine Frau und ich wüsste nicht, wie ich ihr den Mund verbieten könnte.
Er: Aber passen Sie auf, sonst …
Ich: Sonst was?
Er (drohend, lauter, kommt näher, berührt mich mit der Hand): Sonst…
Ich: Was denn?
Er (schreit): Ich bin gerade sehr umgänglich gewesen, aber ihre Frau …
Ich: Nicht meine Frau, aber wenn das umgänglich war….
Er: Passen Sie das nächste Mal auf, und es war nicht meine Kasse!
(wendet sich ab, schnaubt zurück an die Kasse)
Meine Begleitung ermahnt die anwesenden Gäste derweil, die etwaigen Schraubverschluss-Getränke bloß vorher zu öffnen, wenn sie keine Probleme haben wollen… Abgang Marco und Begleitung.
Selbst, wenn er einfach nen schlechten Tag hatte, und meine Begleitung zu laut gekeift hat, und mir seine Kollegin das Bier verkauft hat und es nicht seine Kasse war – bisschen mehr Professionalität sollte schon drin sein, denke ich. Rückwirkend hätte mir die sechs Euro für das Kino eigentlich auch sparen können und nur das Bier bestellen müssen – war mindestens genau so unterhaltsam wie der Film. Schönen Abend noch.
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